Herbizide

Herbizide
Herbizide
 
[zu lateinisch herba »Pflanze« und caedere, in Zusammensetzungen -cidere, »niederhauen«, »töten«], Singular Herbizid das, -(e)s, überwiegend synthetisch hergestellte Stoffe, die als chemische Unkrautbekämpfungsmittel verwendet werden. Herbizide können in Land- und Forstwirtschaft sowie im Gartenbau (z. B. im Getreide-, Mais-, Zuckerrüben-, Gemüse- und Obstbau) zur Bekämpfung von Unkräutern angewandt werden, die mit den Kulturpflanzen um Licht, Wasser und Nährstoffe konkurrieren. Nach ihren Wirkungsspektren unterscheidet man selektive Herbizide und Totalherbizide: Selektive Herbizide schädigen Unkräuter, schonen aber Kulturpflanzen; ihre Selektivität ist von der Wirkungsweise, vom Anwendungszeitpunkt und von Umweltfaktoren (z. B. Feuchtigkeit, Temperatur, Bodenbeschaffenheit) abhängig. Totalherbizide töten die gesamte Vegetation (z. B. auf Wegen, Industrie- und Bahnanlagen) ab. Nach der Aufnahmeart wird zwischen Blattherbiziden und Bodenherbiziden, nach der Wirkungsart zwischen Kontaktherbiziden (wirken als Ätzmittel) und systemischen Herbiziden (wirken über das Transportsystem der Pflanze) unterschieden. Die Wirkung kann auf Hemmung von Photosynthese, Fettsäurebiosynthese, Aminosäurebiosynthese oder Phytohormonwirkung beruhen.
 
Die herbiziden Eigenschaften einiger anorganischer Verbindungen wie Kalkstickstoff oder Natriumchlorat sind lange bekannt. Die seit 1934 verwendeten Phenolderivate wie DNOC (Gelbspritzmittel) haben wegen ihrer Giftigkeit für Warmblüter nur noch geringe Bedeutung. Als Wuchsstoffe, die bei zweikeimblättrigen Pflanzen zu krankhaftem Längenwachstum führen, wirken Chlorphenoxycarbonsäuren mit den Wirkstoffbezeichnungen 2,4-D, MCPA, MCPB, Dichlorprop, Mecoprop u. a. Sie werden seit 1942 im Getreideanbau angewandt. Triazine (z. B. Atrazin, Simazin), die als Photosynthesehemmer wirken und bei Unkräutern Chlorosen hervorrufen, finden seit 1952 besonders im Maisanbau Verwendung. Die Anwendung von atrazinhaltigen Pflanzenschutzmitteln ist in Deutschland seit 1991 aufgrund der Versickerungsneigung verboten. Gegen Ungräser (z. B. Ackerfuchsschwanz, Flughafer) werden seit 1960 Thiocarbamate wie Diallat und Triallat eingesetzt. Weitere wichtige Wirkstoffgruppen bilden die Harnstoffderivate (z. B. Isoproturon, Metobromuron, Methabenzthiazuron) und die Cyclohexanonderivate (z. B. Alloxydimnatrium, Sethoxydim). Herbizide der Gruppe der Sulfonylharnstoffe wirken bereits in sehr geringen Mengen. Bestandteile von Totalherbiziden sind u. a. Natriumchlorat, Aminotriazol (Amitrol) und Diuron.
 
Herbizide ersetzten v. a. seit Anfang der 1950er-Jahre die mechanischen Verfahren der Unkrautbekämpfung wie Jäten und Hacken. Sie machen in Deutschland etwa die Hälfte abgesetzter Pflanzenschutzmittelwirkstoffe aus.
 
Außer im Pflanzenbau können Herbizide z. B. auch zur Beseitigung von unerwünschtem Aufwuchs in Industrieanlagen, auf Gleisanlagen und an Straßenrändern angewandt werden. - Gemische von 2,4-D und 2,4,5-T wurden aber auch v. a. im Vietnamkrieg von den Amerikanern als chemisches Kampfmittel eingesetzt (Entlaubungsmittel). - Über die Auswirkungen der Herbizide auf Umwelt und Organismen Pflanzenschutzmittel.

Universal-Lexikon. 2012.

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